Ein Film von W. Meyer / Musik von Matthias Frey
Stefan Riebel, 51, ist ein leidenschaftlicher Berufsfischer. Sein Revier liegt im Untersee, dem kleineren, westlichen Teil des Bodensees. Manchmal müsse er innehalten, wenn die Morgensonne alles verzaubere – schwärmt Riebel.
Staunen über die grandiose Schönheit der Seelandschaft. Aber meist bleibe dafür keine Zeit, weil die Arbeit drängt.
Kaum ein Berufsbild ist romantischer verklärt als das eines Fischers. Dabei ist es ein knallharter Beruf. Die meisten Tage sind lang. Noch vor Sonnenaufgang geht es auf den See hinaus, selbst bei Nebel und eisigen Temperaturen.
Frisch verheiratet, kaufte 1985 das Ehepaar Riebel ein Reichenauer Fischgeschäft auf. Ihr Konzept: Fischerei und Selbstvermarktung. Trotz schwieriger Jahre hat sich das bewährt. Und seit drei Jahren brummt der Laden richtig. Da kamen die Riebels auf die Geschäfts-Idee: Ab Ostern bis in den Herbst werden Fische nicht nur im Laden verkauft, sondern auch frisch zubereitet direkt neben der Fischhandlung unter einem Glasdach. In vielen Reiseführern wird das „Riebels“ empfohlen. Die Gäste strömen, besonders an schönen Sommertagen kommt der Familienbetrieb an seine Grenzen.
Es wird gearbeitet bis spät in die Nacht. Doch noch in der Dunkelheit geht’s wieder auf den See. Da ist es gut, dass Sohn Urs, 21, sich entschlossen hat, in den Betrieb einzusteigen.
Die Fischerei am See sei im besten Sinne nachhaltig - darauf ist Fischer Riebel stolz. Netzgröße, Maschenweite, Schonzeiten – alles wird streng überwacht. Dazu kommt noch die Arbeit der Fischbrutanstalten. Die Berufsfischer versorgen sie mit Fischlaich. So werden die Felchen-Bestände, der Brotfisch der Fischer, stabil gehalten und gefährdete Arten wie Äsche und Seeforelle gefördert.
Vor drei Jahren haben die Berufsfischer am Untersee Stefan Riebel zu ihrem Vorsitzenden gewählt. Obwohl in der Seele ein Öko, liegt er mit den Vogelschützern im Clinch. Denn für den Rückgang der Fangergebnisse ist seiner Meinung nach neben der besseren Wasserqualität auch ein gefiederter Fischjäger verantwortlich: Der Kormoran. 1975 brüteten am Untersee drei Kormoran-Paare - 2011 sollen es 146 gewesen sein. Das seien einfach zu viele. Jung- und Altvögel, das mache bald 700 Kormorane am Untersee. Wenigstens habe man mit „Vergrämungsabschüssen“ Erfolg: „Wenn die Vögel merken, wo unsere Netze sind, räumen sie die uns aus. Seit wir die Netze schützen mit einem Gewehrschuss, meiden die Kormorane die Netze. Die Vögel sind lernfähig. Gott sei Dank!“
Während draußen der See gefriert, montiert Stefan Riebel im warmen Wohnzimmer Netze. Für das neue Jahr. Angesprochen auf das vergangene, eine verschmitzte Antwort: „Dieses Jahr haben wir schlecht gefangen, wenn’s nächstes Jahr wieder so kommt, sind wir zufrieden.“
Die Dokumentation von Willy Meyer erzählt in eindrucksvollen Bildern über das Fischerleben am Bodensee. Der Film verzichtet auf Kommentartext, lebt von der einfühlend beobachtenden Kamera sowie den Aussagen der Fischerfamilie. Durch ein ganzes Jahr hat sie das SWR-Team begleitet.
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