Mare nostrum Drucken

 

Ein Meer im Bischofsgarten

Wer am Freitag, dem 21. Mai ab 15 Uhr in der Limburger Altstadt unterwegs ist, sollte die Ohren spitzen. In der Luft über dem Bischofsgarten ertönen ein Meeresrauschen und dann immer wieder Melodien oder Stimmen. Der Musiker und Komponist Matthias Frey hat in Kooperation mit dem Caritasverband für den Bezirk Limburg eine Aktion organisiert, die sich „Mare nostrum“ nennt. Dieses Requiem soll den Menschen gedenken, die auf offener See zwischen Afrika und Europa ihr Leben verloren haben.

Über 21.500 Kinder, Frauen und Männer sind seit 2014 bei ihrer Flucht über das Mittelmeer bereits gestorben, ungehört und anonym im Ozean versunken. Allein in diesem Jahr 2021 starben bis Anfang März 236 Menschen, die mit letzter Hoffnung und mit nichts weiter als ihrem Leben in die Boote gestiegen sind. Matthias Frey möchte diesen anonym Verstorbenen wieder eine Stimme, eine Melodie und einen Klang geben.

Es handelt sich dabei nicht um ein Konzert, der Garten bleibt verschlossen. Das Meeresrauschen wird nur akustisch in die Stadt getragen und lädt zum Zuhören ein. Jeweils einer der Musiker – darunter Christopher Herrmann, Rageed William und Lothar Pohl, stimmen eine Melodie an, die symbolisch für das Leben eines Ertrunkenen steht. Pfarrer Andreas Fuchs und Annie Vollmers rezitieren Texte. Nach einer Weile wird dieser Klang durch einen lauten Gongschlag zum Schweigen gebracht. In der Stille vernimmt man dann nur noch das Meeresrauschen - bis wieder eine neue Melodie, Gesang oder Texte zu hören sind.

„Das ‚Publikum‘ soll dem lange verklingenden Gong nachlauschen und diese klanggewordene Art der Vergänglichkeit erleben. Ich möchte das Geschehen am Rande Europas in unsere Mitte holen und sinnlich nachvollziehbar machen. Ansonsten fürchte ich, dass diese enorme Zahl von ertrunkenen Flüchtlingen zur Statistik ‚verkommt‘“, so Matthias Frey über seine Aktion.

Bischofsgarten in der Limburger Altstadt / Nähe Rossmarkt